Liebe Eltern,
unterstehend unsere Antwort auf das Schreiben der Behörde vom 17.07.2020.

Erwiderung des Elternrates der Ida Ehre Schule auf das standardisierte Antwortschreiben der oberen Schulaufsicht auf zahlreiche Elternbriefe aus der Ida Ehre Schule zum Thema Zügigkeit in Jahrgang 7, SJ 2020/21

An Herrn Senator Rabe Frau Schulaufsicht Danke Herrn Landesschulrat Altenburg-Hack

Hamburg, 29.07.2020

wir haben Ihre schriftliche Antwort vom 17.07.2020 auf die unterschiedlichen Schreiben aus der Mitte unserer Elternschaft, die sich gegen die geplante Einrichtung von acht Parallelklassen in der Jahrgangsstufe 7 richten, mit großer Enttäuschung zur Kenntnis genommen. Es handelt sich hierbei lediglich um ein standardisiertes Antwortschreiben, welches die vielen konkreten Fragen, Sorgen und Fakten der Eltern nur sehr bedingt aufnimmt oder beantwortet. Auch ist Ihre Standardantwort zu großen Teilen mit der Antwort der Schriftlichen Kleinen Anfrage der Abgeordneten Silke Seif und Birgit Stöver (CDU) vom 09.07.20 identisch (22/769). Abgesehen davon haben bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht alle Eltern überhaupt eine Antwort erhalten.

In Ihrem Schreiben belehren Sie uns:

„Im Schulentwicklungsplan wurde festgelegt, dass die Ida Ehre Schule als derzeit einzige Stadtteilschule in der Schulregion 8 in Jahrgangsstufe 5 sechszügig und ab Jahrgangsstufe 7 siebenzügig organisiert werden soll. Das sind vernünftige und mittelfristig gut realisierbare Ziele, die die Schulbehörde mit einem kraftvollen und umfangreichen Schulbauprogramm erreichen will.“

War der vorausgegangene Schulentwicklungsplan (SEPL) aus dem Jahr 2012 also unvernünftig und nicht gut realisierbar, denn er sah eine durchgehende Sechszügigkeit in der Sekundarstufe I als Entwicklungsziel vor (SEPL 2012 S. 59 / S. 61)?
Dieses Entwicklungsziel wurde in den zurückliegenden Jahren in der Tat nicht erreicht, ein Jahrgang wurde sogar achtzügig(!) eingerichtet. Allerdings nicht, weil der lokale Bedarf im Einzugsbereich der Schule so hoch gewesen oder gar gestiegen wäre. Der Großteil der Schüler_innenschaft stammte (und stammt) aus benachbarten Regionen. Hierauf verweisen sie selbst in Ihrem Schreiben:

„Im Schuljahr 2017/18 haben sich 23 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Region 8 für eine Stadtteilschule entschieden – in dieser Region ist dies ausschließlich die Ida Ehre Schule. Von diesen Anmeldungen an Ihrer Schule kamen lediglich 41 Prozent aus Grundschulen aus ebendieser Region. 59 Prozent der Anmeldungen an Ihrer Schule kamen aus angrenzenden anderen Schulregionen. Sehr viele Schülerinnen und Schüler kommen beispielsweise aus dem benachbarten Altona.“

Ähnlich war die Situation bereits 2011. An den Rahmendaten für die Planung hat sich seither offenbar nichts grundlegend verändert. Vor diesem Hintergrund bitte wir Sie uns zu erklären, weshalb der SEPL 2019 gegenüber dem SEPL 2012 vier zusätzliche Klassen (jeweils eine Klasse in den Jahrgangsstufen 7 bis 10) vorsieht – ohne dass eine entsprechende Raumplanung vorgelegen hat.

Des Weiteren verweisen Sie auf im SEPL 2019 für die kommenden Jahre vorgesehene Schulbauvorhaben in der Region, die zur „Entlastung der Ida Ehre Schule“ beitragen sollen. Es geht uns aber nicht um Entlastung, sondern um die überaus vermeidbare Belastung, die der Ida Ehre Schule seit Jahren zugemutet wird und um eine flächendeckende Gleichberechtigung der beiden Schulformen, wie sie die Schulbehörde offiziell vertritt, aber offensichtlich seit Jahren (z.B. in der Schulregion 8) nicht umsetzt. Es wurden und werden ja nicht Bedarfe im Einzugsgebiet der Ida Ehre Schule mit der Einrichtung zusätzlicher Klassen, die das im jeweiligen SEPL vorgesehene Entwicklungsziel übersteigen, abgedeckt, sondern überregionale Bedarfe, die aus dem gesamtstädtischen Mangel an realiter attraktiven Stadtteilschulstandorten resultieren.

Da Sie kein substanzielles Argument für die Einrichtung von acht (!) Parallelklassen in der Jahrgangsstufe 7 beibringen konnten, erneuern und bekräftigen wir die Forderung, die im SEPL 2019 vorgesehene Siebenzügigkeit zum 1. August 2020 umzusetzen und auf die Einrichtung einer achten Parallelklasse in der Jahrgangsstufe 7 zu verzichten.

Bei Ihrer Argumentation scheinen Ihnen einige Fehler unterlaufen zu sein. So behaupten Sie (unter anderem):

„Selbst über den größeren Zeitraum von sieben Jahren betrachtet, hat die Ida Ehre Schule nur einmal eine zusätzliche siebte Klasse eingerichtet. Im Verhältnis zu den anderen Schulen ist das außerordentlich wenig. Deshalb ist es im Sinne eines fairen Ausgleichs zwischen allen betroffenen Stadtteilschulen der Umgebung angemessen, wenn nun auch die Ida Ehre Schule eine zusätzliche siebte Klasse einrichtet, um den Schulformwechslern einen Schulplatz zu bieten.“

Ausweislich der Senatsantwort auf die Große Anfrage der Abgeordneten Sabine Boeddinghaus u.a. (DIE LINKE) „Zur Lage der Stadtteilschulen in Hamburg“ (Drucksache 21/13334) vom 3. Juli 2018 hat die Ida Ehre Schule in den Schuljahren 2015/16, 2016/17 und 2017/18 in der Jahrgangsstufe 7 jeweils eine zusätzliche Parallelklasse eingerichtet. Entsprechend erhöhte sich die Anzahl der Parallelklassen im Schuljahr 2015/16 von 6 Klassen in Jahrgangsstufe 6 auf 7 Klassen in Jahrgangsstufe 7, im Schuljahr 2016/17 von 5 Klassen in Jahrgangsstufe 6 auf 6 Klassen in Jahrgangsstufe 7 und im Schuljahr 2017/18 sogar von 7 Klassen in Jahrgangsstufe 6 auf 8 Klassen in Jahrgangsstufe 7 (vgl. die Anlage 11: Staatliche Stadtteilschulen mit Veränderungen in der Anzahl der Klassen von Klassenstufe 6 (Klst. 6) im Vorjahr zu Klassenstufe 7 (Klst. 7) nach Schule, Sozialindex und Bezirk der Schule für die Schuljahre 2015/16 bis 2017/18 auf Seite 56 der Drucksache). Wir bitte Sie diesen Widerspruch zu erklären.

Und auch Ihr Verweis auf die Kurt-Tucholsky-Schule („Die Kurt-Tucholsky-Schule hat ebenfalls in jedem Jahr zwei zusätzliche Klassen eingerichtet, die sowohl die Bedarfe für Altona als auch die Bedarfe für Eimsbüttel abgedeckt haben.“) steht im Widerspruch zur Senatsantwort, denn der Senat wusste der Bürgerschaft für die Schuljahre 2015/16, 2016/17 und 2017/18 nur von einer Erhöhung von 3 auf 4 Züge in der Jahrgangsstufe 7 zu berichten. Auch hier bitte um Erklärung.

Grundlage der Senatsantwort war im Übrigen der SEPL 2012 (siehe oben), nicht der SEPL 2019 – Warum lassen Sie diesen, für die Bewertung maßgeblichen Bezug, in Ihrem Schreiben außer Acht?

In Ihrer Antwort auf die Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Silke Seif und Birgit Stöver (CDU) vom 09.07.20 (22/769) behaupten Sie, dass die Ida Ehre Schule voraussichtlich in Jahrgang 9 nur 6 Klassen, in Jahrgang 10 nur 7 Klassen haben wird:

„Antwort zu Fragen 4, 5 und 6:
Die voraussichtliche Anzahl der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I der Ida Ehre Schule im Schuljahr 2020/2021 ist der nachfolgenden Übersicht zu entnehmen:

Jahrgangsstufe678910
Klassen pro Jahrgang68767

Dagegen sprechen allerdings die Zahlen, aus der Anlage 2 der Schriftlichen Kleinen Anfrage der Abgeordneten Silke Seif und Birgit Stöver (CDU) vom 14.07.20 (22/791). Dort finden wir für den Jahrgang 9 7 Klassen und für den Jahrgang 10 8 Klassen. Auch hier wirkt es so, als seien die Zahlen „kleiner gemacht worden“, um den Anschein zu erwecken, dass die IES gar nicht so viele Schüler_innen hat bzw. aufnimmt. Auch hier bitten wir um Aufklärung.

Zugleich verwahren wir uns gegen die in Ihrem Schreiben zumindest indirekt erhobenen Vorwürfe gegen eine – vermeintlich – egoistisch motivierte Elternschaft der Ida Ehre Schule. Diese Unterstellung gegenüber uns Eltern findet unter anderem auch in der folgenden Passage ihren Ausdruck:

„Da die Ida Ehre Schule weder im vergangenen Jahr eine zusätzliche Lerngruppe eingerichtet hat, noch im kommenden Schuljahr eine solche einrichten wird, ist sie nach den Rahmenbedingungen des Musterflächenprogramms von der Anzahl der Räume her durchaus in der Lage, bis zu zwei zusätzliche reguläre Klassen in Jahrgangsstufe 7 einzurichten. Mit Rücksicht auf die recht kleinen Klassenräume hat die Schulbehörde der Ida Ehre Schule lediglich eine zusätzliche Klasse zugewiesen. Dennoch erlaube ich mir den Hinweis, dass andere Schulen mit ähnlich kleinen Klassenräumen in einigen Fällen sogar die maximal mögliche Klassenzahl in ihren Schulgebäuden aufnehmen.“

Woraus leiten Sie Ihre Behauptung, die Ida Ehre Schule könne „bis zu zwei zusätzliche reguläre Klassen“ einrichten, ab? Wir Eltern bemühen uns seit Jahren um eine entsprechende Raumbilanz als Planungsgrundlage.

Wir fordern Sie daher auf, uns Eltern unverzüglich die Ihnen offenbar vorliegenden, uns Eltern aber vorenthaltenen Unterlagen zur Verfügung zu stellen.

Diese Offenlegung könnte dazu beitragen, dass die von Eltern und Schüler_innen wahrgenommene zunehmende räumliche Enge endlich anhand konkreter Fakten überprüft werden kann. Und nicht zuletzt ist es auch ein Gebot der Fairness, die Ergebnisse des im Gespräch mit Elternratsvertreter*innen am 30. Januar 2020 vereinbarten „kritische(n) Überdenken(s) aller Flächen der gesamten Schule und der damit verbundenen organisatorischen und pädagogischen Konzepte“ abzuwarten und nicht vorab Tatsachen zu schaffen. Bis zum heutigen Tag sind die mit dem Amtsleiter vereinbarten nächsten Schritte noch nicht umgesetzt worden (vgl. Ihr Protokoll vom 31. Januar 2020; unter TOP 4 halten Sie fest: „ST 23-1 schildert die nächsten Schritte bis zur Sanierung: nächsten Monat Gespräche mit SBH, dann Bildung einer ‚Baugruppe‘, Moderation von außen, die SBH vorschlägt, gemeinsame Entwicklung eines pädagogischen Raumprogramms.“).

Mit Erschrecken haben wir gelesen, dass in diesem Jahr kein einziges Kind mit gymnasialer Empfehlung die Ida Ehre Schule im Jahrgang 5 angewählt hat. Dies ist ein bedauerlicher Trend (übrigens auch an zahlreichen anderen STS) und hat sicher auch damit zu tun, dass die IES immer größer werden muss und es an einer Alternative im Stadtteil/ der Schulregion mangelt.

Deshalb fordern wir erneut eine neue Stadtteilschule für unseren Bezirk!

Weitere Schritte und ausführlichere Analysen behalten wir uns vor.

Wir erlauben uns aufgrund der Dringlichkeit und der zahlreichen Nachfragen eine Kopie an folgenden Verteilerkreis zu senden:

Elternrat und Elternschaft der Ida Ehre Schule
Erster und zweite Bürgermeister_in FHH
Schulpolitische Sprecher*innen der Fraktionen
Medienvertreter*innen
Gesamtpersonalrat GGG
GEST Elternkammer

In gespannter Erwartung Ihrer Antwort auf unsere Forderungen und Anmerkungen verbleiben wir

Mit freundlichen Grüßen

Elternrat der Ida Ehre Schule