Liebe Eltern,
nachfolgend die Stellungnahme der Gemeinschaft Elternräte an Stadtteilschulen (GEST) zu den Prüfungsterminen an den Hamburger Stadtteilschulen.


Stellungnahme Gemeinschaft der Elternräte an Stadtteilschulen

Prüfungstermine an Hamburger Stadtteilschulen 2020

Die GEST (Gemeinschaft der Elternräte an Stadtteilschulen in Hamburg) begrüßt grundsätzlich die Durchführung der Bildungsabschlussprüfungen im laufenden Schuljahr in Hamburg (ESA, MSA, Abitur u. w.). Die hierfür angedachte Zeitschiene der schriftlichen Prüfungen wird im Rahmen der Corona-Krise von der Mehrheit der vertretenen Stadtteilschulen als kritisch bzw. als nicht praktikabel angesehen.

Hamburg, 06. April 2020: In der vergangenen Woche hat die Hamburger Schulbehörde (BSB) die festgelegten Prüfungsbedingungen veröffentlicht. Nach diesen Vorgaben werden sämtliche schriftlichen Erstprüfungen im Zeitraum vom 21.04 bis 12.05.2020 erfolgen. Dieser vorgegebene Zeitraum ist problematisch und wird möglicherweise nicht einzuhalten sein, weil das COVID-19Infektionsrisiko dann noch immer bestehen wird.

„Ein Vorteil, den zeitgleichen Prüfungsrahmen wie Schleswig-Holstein zu wählen, erschließt sich mir nicht. Hamburg hat mit mehr als 147 infizierten Menschen pro 100.000 Einwohner eine der Spitzenpositionen in Deutschland und lässt sich nicht mit einem Flächenstaat wie Schleswig-Holstein vergleichen (53 infizierte Personen pro 100.000 Einwohner). Die Gefährdungssituation sowohl für unsere Schülerinnen und Schüler als auch für die Hamburger Lehrkräfte ist eine wesentlich höhere“, äußert Ulf Köster (Vorstandsmitglied GEST / Elternrat Gyula Trebitsch Schule).

„Die psychische und physische Belastungssituation innerhalb der Familien bei den bis mindestens 21.04.2020 von der Bundesregierung und dem Bürgermeister verordneten Restriktionen führt zu einer stark unterschiedlichen Prüfungsvorbereitung. Dieses wird durch die unterschiedlichen monetären Möglichkeiten der jeweiligen Schulen und Elternhäusern in den sozial schwachen Standorten noch verstärkt und führt zu einer großen bildungspolitischen Ungerechtigkeit“, so Uwe Krön (Vorstandsmitglied GEST / Elternrat Julius Leber Schule).

Ein wichtiger Schlüsselfaktor zur Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen ist die unmittelbare Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler in der Schule. „Dieses wird nicht durch ein bis dato kaum erprobtes Medium der digitalen Beschulung und durch eine Verlängerung der Vorbereitungszeit gewährleistet. Der persönliche Kontakt zwischen Schülerinnen/Schülern und Lehrkräften ist ein wichtiger Baustein für das erfolgreiche Absolvieren von Prüfungen“, sagt Torsten Schütt (Vorstandsmitglied GEST/Elternrat Stadtteilschule Walddörfer).

„Nach 1,5 Monaten Übung eines social distancing ist es kaum vorstellbar, mit dem 20. April auf einen normalen Schulbetrieb umzuschalten. Lehrkräfte und Kinder werden kaum einen angstfreien Unterricht mit normaler Klassenfrequenz in den an vielen Schulen verkleinerten Klassenräumen erleben können. Hier müsste ein langsames Anfahren des Schulbetriebes ins Auge gefasst werden, mit reduziertem Unterricht und dem Schwerpunkt, Kinder auf spätere Termine für MSA-, ESA- und Abitur-Prüfungen vorzubereiten“, sagt Dr. Andreas M. Yasseri (Vorstandsmitglied GEST / Elternrat Stadtteilschule Niendorf).

Die Fragen zu Hygienebedingungen (Prüfungsraum, Toiletten, Schulweg) sowie das persönliche Empfinden (Husten, Schnupfen) können nicht bis zum 21.04.2020 abschließend geklärt werden. „Diese Verunsicherung der Schülerinnen und Schüler führt kaum zum optimalen Abruf des Leistungsvermögens“, meint Ann-Kristin Rauschning (Vorstand GEST / Elternrat Max-Brauer-Schule). Dass der erste Prüfungstermin nahezu zeitgleich mit der Wiedereröffnung der Schulen in Hamburg erfolgen soll, ist aus Sicht der GEST nicht praktikabel. Die Verwaltungen der Schulen werden, falls es zu einer Wiedereröffnung kommt, bereits für den „normalen“ Schulbetrieb große Aufgaben zu schultern haben, um eine erneute Ausbreitung von COVID-19 zu vermeiden. Und sollten die Prüfungen stattfinden, so ist ein weit erhöhter Raumbedarf vorauszusehen, um gesundheitlich gebotene Mindestabstände einhalten zu können.

Des Weiteren wird es für Schulen zu großen organisatorischen Herausforderungen kommen, die kaum zu leisten sind wie z.B. Raumkapazitäten, Fachpersonal, oder deren nahe Angehörigen gehören zur Risikogruppe, ggf. Atemschutzmasken und vieles mehr.

Zusammengefasst fordert die GEST, sämtliche Prüfungen auf den spätestmöglichen Termin zu verschieben, um 2020 faire und gerechte Prüfungen für alle Hamburger Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten.

Des Weiteren empfehlen wir der Schulbehörde, die Vorschläge der SuS der SchülerInnenkammer Hamburg (SKH) in persönlichen Gesprächen zu prüfen und unter deren Berücksichtigung zu einem gemeinsamen Ergebnis in Bezug auf die Prüfungen (MSA, ESA, Abitur) zu kommen.

Weiterführende Informationen:

https://www.hamburg.de/bsb/pressemitteilungen/13773546/2020-03-31-bsb-pruefungstermine/ https://elternkammer-hamburg.de/#preufungen https://elternkammer-hamburg.de/#preufungen-abitur https://www.skh.de/pressemitteilung-vom-01-04-2020
https://irp-cdn.multiscreensite.com/757dd3ef/files/uploaded/PM_ENTSCHEIDUNG_BSB.pdf


Kontakt:

GEST – Gemeinschaft der Elternräte an Stadtteilschulen in Hamburg Torsten Schütt 0170 947 05 63

www.GEST.schule-hamburg.de