Hamburg, 9. Dezember 2021

Berichterstattung über die Ida Ehre Schule – Schutz der Schulgemeinschaft

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Bedauern verfolgen wir, der Elternrat der Ida Ehre Schule, die nachhaltig falsche Berichterstattung der Medien in Bezug auf den Vorfall am 19. August 2021.

Erst am 23. November 2021 berichtete der NDR, eine Anstalt des öffentlichen Rechts, in seinem Polizeireporter-Podcast, über „… den Gewaltausbruch an der Ida-Ehre-Schule, bei der ein Polizist verletzt wurde.”

Dieser Podcast wurde auf dem Onlineportal des NDR beworben, das im Monat über 50 Millionen Besuche hat. Zahlreiche andere Medien wie Hamburger Abendblatt, Mopo, Stern und Welt schrieben seit dem Vorfall immer wieder über „Prügelfall”, „Attacken” und „Gewalt” „an” oder „in” der Ida Ehre Schule.

Nach mehrfachen erfolglosen Anfragen und Forderungen seitens des Elternrats in Richtung Schulleitung, die Schulgemeinschaft und insbesondere die Schüler:innen der Ida Ehre Schule vor falschen Anschuldigungen, Vorverurteilungen, übler Nachrede und Verleumdungen zu schützen, sehen wir uns gezwungen, uns an Sie, als Vertreter der Schulbehörde / Schulaufsicht, zu wenden. Uns ist bewusst, dass den Medien eher an einer aufmerksamkeitsstarken Headline und einem reißerischen Artikel gelegen ist, als an einer objektiven Berichterstattung. Ebenfalls ist uns bewusst, dass Sie als Behörde hier kein direktes Einwirken haben. Allerdings ist es der Schulleitung und Ihnen als Behörde sehr wohl möglich, in Ihrer Außenkommunikation keinerlei Aussagen zu treffen, die dann als Zitate verwendet Verleumdungen und Vorverurteilungen ermöglichen und bestärken. In den Schreiben und Stellungnahmen der Schulleitung bzw. Behörde ist immer wieder von „erhebliches Maß an Gewalt”, „Entgleisung”, „entsetzt”, „hochaggressiv”, … in direkter Verbindung zu den Schüler:innen der Ida Ehre Schule zu lesen.

Zu Recht distanzieren Sie sich von jeglicher Gewalt und fordern Konsequenzen, allerdings nutzen Sie Ihre Möglichkeiten nicht, sich mittels mediativer Kommunikation schützend vor die Gesamtgemeinschaft zu stellen und Ihrer Fürsorgepflicht gerecht zu werden.

Stattdessen sind die Ida Ehre Schüler:innen in ihrer pauschalisierten Gesamtheit nun im Internet als gewaltbereite “Polizistenverprügler” zu finden. Über die sozialen Medien verbreiten sich die Nachrichten ungefiltert und führen zu öffentlichen Anfeindungen und Mobbing der Schüler:innen und dies nur, weil sie der Schulgemeinschaft Ida Ehre angehören.
Neben diesen sozialen und psychisch belastenden Auswirkungen gibt es mittlerweile auch Konsequenzen, welche die berufliche Zukunft unserer Kinder beeinflussen: So wurden beispielsweise Bewerbungen mit der Begründung „von der Ida Ehre Schule nehmen wir niemanden” abgelehnt.

Wir fordern daher mit Nachdruck, dass kurzfristig ein Konzept ausgearbeitet und im Elternrat vorgestellt wird, das zum Ziel hat, das Außenbild der Ida Ehre Schule zu verbessern. Gerne laden wir Sie oder einen Vertreter Ihrer Behörde zu unserer Elternratssitzung ein. Zudem wünschen wir uns, dass eine Handreichung zum Umgang mit Krisensituationen schnellstmöglich (weiter-)entwickelt und allen Schulen Hamburgs zur Verfügung gestellt wird.

Wir möchten noch einmal betonen, dass sich der Elternrat deutlich von jeder Form der Gewalt distanziert und sinnvolle Konsequenzen unterstützt. Es gilt allerdings auch das Recht der Schüler:innen, sich auf den Schutz und die Fürsorge durch Schule bzw. Behörde verlassen zu können und sich nicht mit ungerechtfertigten Vorverurteilungen und Anschuldigungen auseinandersetzen zu müssen oder mit einem Stigma der Gewaltbereitschaft in eine berufliche Zukunft zu starten.

Wir wiederholen den letzten Satz aus unserer Stellungnahme vom 5. September 2021 – der nach wie vor Gültigkeit hat: Der Elternrat fordert die Verantwortlichen auf, ihre Fürsorgepflicht wahrzunehmen, die stattgefundenen Vorverurteilungen zu reflektieren und unsere Schulgemeinschaft zu schützen.

Mit freundlichen Grüßen

Der Elternrat der Ida Ehre Schule