Liebe Eltern,
nachfolgend die Pressemitteilung der GGG zu den Lernferien.
Presseerklärung
Stellungnahme der Vereinigung der SchulleiterInnen der Stadtteilschulen
„Lernferien“ – eine populistische Idee der Schulbehörde
Auch nach zwölf Wochen Corona-Modus findet die Hamburger Schulbehörde nicht zu einem durchdachten Modell für den Schulbetrieb und setzt weiter auf kurzsichtige Einzelmaßnahmen, statt Schule und Bildung konstruktiv zu gestalten.
Aktuell werden an den Stadtteilschulen die Prüfungen zum Ersten- und Mittleren Schulabschluss und zum Abitur durchgeführt, werden einzelne Jahrgänge mit der Hälfte der Unterrichtsstunden im Präsenzunterricht unterrichtet, mit der anderen Hälfte im Fernunterricht, kommen inzwischen alle Jahrgänge einmal in der Woche in die Schule. Für zahlreiche Kinder werden fern aller Vorgaben täglich Angebote realisiert, damit ihnen zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fällt.
Alle Schulen mussten sich in den letzten Wochen neu erfinden, sich ständig auf die verändernden Rahmenbedingungen einstellen, um für die Kinder und Eltern da zu sein und ein gutes Angebot zu machen. Das war und ist weiter richtig und wichtig.
Ebenso richtig und wichtig ist es, dass dafür Schulen und ihre MitarbeiterInnen oftmals weit über ihre zumutbaren Kapazitäten gegangen sind, mit Telefonaten und Videokonferenzen den „Unterricht“ und die Abstimmung mit den KollegInnen bis in den Abend hinein verlängert haben.
Die Aufforderung, Arbeitskraft und Ideen nun auch noch in eine plakative „Ferienschule“ zu stecken, die als „Schnellschuss“ im Länderwettbewerb entstanden ist, schlägt dem Fass den Boden aus und ist an Rücksichtslosigkeit kaum noch zu überbieten.
Die Vereinigung der SchulleiterInnen der Hamburger Stadtteilschulen in der GGG nimmt dazu wie folgt Stellung:
1) Die zu Recht beklagte Bildungsungerechtigkeit in der Stadt gibt es aufgrund der Schulstruktur in Hamburg, sie wird durch das ausgrenzende Schulsystem erhalten Pressemitteilung Seite 2 von 2
und durch die absurde Vorstellung, mit weiterem Deutsch- Mathematik- und Englischunterricht werde hier Abhilfe geschaffen, weiter verlängert. Das taugt nicht dazu, die Schulen jetzt und für die Zukunft gut aufzustellen. Es bedarf struktureller Veränderungen und nicht eines Förderkurses bei Honorarkräften in den Ferien.
2) Inhaltlich sind die „Lernferien“ fern von jeder pädagogischen Erfahrung darüber, wie erfolgreich gelernt wird. SchülerInnen mit fremden Honorarkräften in bunt und zufällig zusammengesetzte Übungsgruppen einzuteilen, das Ganze evtl. auch noch an einer unbekannten Schule stattfinden zu lassen, Materialien von der Stange einzusetzen – statt des altmodischen Nürnberger Trichters nun also der „Hamburger Trichter“, das ist kein geeigneter Weg für gelingendes Lernen.
3) Ferien sind Ferien! Richtig wäre, die Familien zu entlasten und den Kindern wirkliche und spannende Erfahrungs- und Bildungsangebote in den Ferien zu machen. Angesagt wäre es, das Angebot des Hamburger Ferienpasses auszuweiten, weitere Jugendcamps, Zeltlager, Zirkusworkshops, Kanutouren, Forscher- und Entdeckercamps, Kunstsessions mit Künstlern und Theaterspieltage mit Schauspielern sowie Spieletage anzubieten, anstatt die SchülerInnen weiter mit ihren Lücken im Lernen zu konfrontieren.
4) Die Organisation der Lernferien 13 Tage vor Ferienbeginn in die Schulen zu delegieren, ist für die Schulen eine Zumutung und Missachtung für die bisher geleistete Arbeit. Es zeugt von einer realitätsfernen Einschätzung oder von Unkenntnis der aktuellen Aufgaben, die die Hamburger Schulen zu meistern haben. Die Schule sollte nach den Sommerferien wieder als sozialer Ort erlebbar werden, die dafür erforderlichen nächsten Schritte sollten deshalb zusammen mit den Schulen bestimmt werden. Wir stehen dafür bereit.
SprecherInnen der SchulleiterInnen-Vereinigung: