Liebe Eltern,
nachfolgend unsere im Elternrat verabschiedete Stellungnahme zu den Abschlussprüfungen der Stadtteilschulen 2020.


Stellungnahme zu den Planungen der BSB zur Durchführung von ESA- und MSA-Prüfungen in Hamburg

Absage der ESA- und MSA-Prüfungen JETZT!!!

An: Schulsenator Ties Rabe, Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack, Schulaufsicht Susanne Danke

Hamburg, den 28.04.20

Einstimmiger Beschluss des Elternrats [ER] auf der virtuellen Sitzung am 23.04.2020:

Der ER der Ida Ehre Schule lehnt die Durchführung der anstehenden Prüfungen (ESA/ MSA) nach der bisherigen Planung ab und fordert, die Prüfungen abzusagen und zu alterna%ven Lösungen zur Erlangung der jeweiligen Schulabschlüsse zu kommen.

Begründung:

  • Eine angemessene und den Anforderungen entsprechende Begleitung und (Prüfungs-) Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler war, ist und wird auch in den nächsten Wochen NICHT möglich sein. Es ist verantwortungslos und realitätsfremd, wenn der Schulsenator die außergewöhnlichen Belastungen und Umstände in dieser Situation mit einem „für Prüfungen üblichen Gefühl, nicht perfekt vorbereitet zu sein“ abtut (Zitat, vgl.: www.hamburg.de/bsb/13871776/2020-04-22-bsb-umfrage-elternkammer). Die realen Ängste und Nöte der Familien werden dabei in keinster Weise ernst genommen.
  • Die Interpretation der Umfrageergebnisse der Elternkammer zum „Homeschooling“ sehen wir äußerst kritisch und erkennen darin eine Instrumentalisierung durch die Fachbehörde (BSB). Bei weniger als 10% vollständigen Rückläufen/ Antworten und im Bereich der weiterführenden Schulen einer Unterrepräsentation der Stadtteilschulen wird das ganze Dilemma des vermeintlichen „Wundermittels Digitalisierung“ deutlich: soziale Unterschiede und Bildungsungerechtigkeit werden gerade jetzt deutlich verschärft und führen zu noch größerer Benachteiligung von Kindern und Familien, die schon im sogenannten „Regelbetrieb“ besonderen Unterstützungsbedarf haben. Es ist davon auszugehen, dass gerade diese Familien auch nicht an der Umfrage teilgenommen haben oder teilnehmen konnten.
  • Der Verlust von sozialer Bindung und Nähe erschwert es, den aktuellen Entwicklungsund Lernstand wirklich einschätzen zu können. Eine Leistungsbewertung der Ergebnisse im Homeschooling ist – nur folgerichtig! – durch den Landesschulrat per Anweisung ausgeschlossen worden. Somit erscheint eine notengebende Leistungsbewertung im Rahmen von Prüfungen erst recht ungerechfertigt und verzerrend. Auch wenn sich diese Prüfungen inhaltlich natürlich nicht ausschließlich auf die letzten Wochen davor beziehen, ist unser Schulsystem eben doch nach wie vor so angelegt und ausgerichtet, dass in diesen Wochen intensiv die Themenfelder bearbeitet werden, die auch abgeprüft werden sollen. Dies gilt insbesondere für die Jahrgänge 9 und 10, also ESA und MSA – deutlich mehr als für Abiturienten und Abiturientinnen.
  • Trotz großer Anstrengungen seitens der Krisenteams in den Schulen bleibt die Situation in Bezug auf Gesundheits- und Hygienestandards schwierig – insbesondere im Rahmen der Prüfungssituation. Dies verstärkt die Belastung der Teilnehmenden und deren Familien.
  • Die Durchführung von Prüfungen wird nach unserer Einschätzung den Großteil des aktuell „verfügbaren“ Personals erfordern (an der Ida Ehre Schule ist ungefähr ein Drittel des Kollegiums aktuell nicht in der Schule einsetzbar), was wiederum dazu führt, dass alle anderen Kinder noch schlechter begleitet werden können.
  • Die jetzt geplante „Vorbereitung“ (2 Stunden pro Haupfach und Prüfling, z.T. bei „neuen“, den Kindern noch unbekannten Lehrkräften) und Durchführung von Prüfungen bindet aktuell dringend benötigte Ressourcen. Diese wären für die Entwicklung von tragfähigen Konzepten und Strukturen für den „Zuhauseunterricht“ und die Begleitung aller anderen Schülerinnen und Schüler dringend vonnöten, denn dieses Thema wird uns sicher noch länger beschäftigen. Wir fordern, dass sich Hamburg und die BSB hier viel stärker an den Bedarfen der Kinder, Jugendlichen und Familien orientiert, Unterricht und Begleitung organisiert und fördert – und hierzu alle Freiräume zu nutzen, die die KMK-Beschlüsse ermöglichen, wie es andere Länder bereits vormachen. (vgl.: www.berlin.de/aktuelles/berlin/6149088-958092-berlin-sagt-msa-pruefungen-weitgehend-ab.html) sowie www.lehrernrw.de/aktuell/ar4kel/zentrale-pruefungen-in-klasse-10-abgesagt.html)
  • Die Zulassung zu Prüfungen von einer schriElichen Erklärung der Eltern abhängig zu machen, dass es im direkten Umfeld keinen Covid19-Fall gibt oder gegeben hat, verkehrt Zuständigkeit und Verantwortlichkeit und stellt eine Anmaßung der Behörde dar. Hiermit soll aus unserer Sicht die Verantwortung für eine potenzielle Übertragung einer Infektion im Rahmen der Prüfungen auf die Familien abgewälzt werden. Niemand kann eine solche Garantie zum aktuellen Zeitpunkt übernehmen – schon gar nicht, solange Testkapazitäten nicht ausreichen und keine verlässlichen AntikörperTestungen möglich sind. Wenn aber – wie überall an erster Stelle genannt – die Sicherheit und Gesundheit im Vordergrund steht, bedeutet dies im Umkehrschluss die zwingende Notwendigkeit einer Absage der Prüfungen.
  • Halbjahresbewertungen/ Zeugnisse und sonstige „Leistungsnachweise“ sowie Kompetenzrückmeldungen bieten ausreichend Grundlage für die Erteilung eines Abschluss-Zeugnisses. Es erfordert dringend einen politischen Beschluss, der im Zusammenspiel mit dem „Hamburger Abkommen“ von 1964 zur gegenseitigen Anerkennung von Schulabschlüssen zwischen den Ländern dann ausreichend Begründung und Absicherung darstellt.

Wir fordern: Nehmen Sie „Druck vom Kessel“, finden Sie bessere Lösungen, um den Schülerinnen und Schülern einen erfolgreichen Schulabschluss zu ermöglichen. Der Prozess von Schule, Lehren und Lernen wird im Augenblick neu erfunden, seien Sie zukunftsorientiert und entscheiden Sie zum Wohle unserer Kinder!

Elternrat der Ida Ehre Schule Hamburg

i.V. Kollegialer Vorstand des ER